Im April 2018 startete die Karl Schlecht Stiftung einen 5-jährigen Ideenaufruf zum Thema „Gute Führung“. Erster Schwerpunkt war der Zusammenhang von FÜHRUNG+KREATIVITÄT.
Sechs Förderpartner waren aufgefordert, zu erörtern, welche Rolle Kreativität in Führungssituationen spielt, und hierzu ein Exponat zu entwerfen, das den Zusammenhang veranschaulicht und in der Praxis anwendbar ist.
Wie die Partner mit dem Thema umgehen und welches Format sie daraus ableiten, war ihnen grundsätzlich freigestellt: mit Einbindung in den eigenen Lehrplan, mit externer Unterstützung oder ohne, digital oder analog…
Im September 2018 wurden 6 Prototypen, 1 Grafik und 5 Filme eingereicht. Sie bilden auf vielfältige Weise ab, was kreative Führung heißt und wie sie stimuliert werden kann.
> Abschlussfilm zum Ideenaufruf 2018
HEED | Institute for Human Engineering & Empathic Design Pforzheim
»ducrealevare«
Holz-Spiegel-Skulptur mit Animationsfilm und Banner
Entwickelt von Prof. Dr. Thomas Hensel, Prof. Dr. Werner Engeln & Studenten im MACD | Master of Arts in Creative Direction der Hochschule Pforzheim
Leitgedanke
Gute Führung braucht eine Kreativitätskultur.
Mehr zum Konzept
Der Beitrag stellt den Menschen sprichwörtlich ins Zentrum. »ducrealevare« ist ein Kunstwort aus lateinisch »levare« / stärken, »creare« / schöpfen und »ducere« / steuern im Sinne von führen. In seinem Kern bedeutet das Wort: das Stärken, Unterstützen und Aufrichten der individuellen Persönlichkeit (»ducrealevare«). Aus diesem Kern erwächst nach allen Seiten hin schöpferische Kreativität (»ducrealevare«); und ›Gute Führung‹ muss von beidem, dem Stärken wie Schöpfen, durchdrungen sein (»ducrealevare«).
Umsetzung
Kernstück des Exponats ist eine von innen verspiegelte Holzskulptur in Menschengröße. Schaut man durch die Skulptur auf eine zweite Person, wird diese wie durch ein »Kaleidoskop« in der Vielfalt ihrer »schönen Formen« sichtbar und als Individuum gewürdigt. Ein Film überträgt die Idee auf’s Unternehmen.
Mehr zur Anwendung
Auf dem Sockel der Skulptur ist ein Tablet mit einem Animationsfilm installiert, welcher das Thema auf die Unternehmensebene hebt: Er stellt mit »Feel free« und der »Lunch Linking App« zwei Maßnahmen zur Förderung einer Kreativitätskultur im Unternehmen vor.
Die Skulptur wird hinterfangen von einem Banner, das die geschilderten Zusammenhänge anhand von Schlüsselbegriffen plakativ vor Augen stellt.
LEIZ | Leadership Excellence Institute Zeppelin
Transcultural Living Labs |
Creativity by Relating Different Perspectives
Würfelspiel
Entwickelt von Prof. Dr. Josef Wieland, Dr. Julika Baumann Montecinos & Studenten des LEIZ an der ZU Friedrichshafen
Leitgedanke
Gute Führung sollte Arenen für die Verbindung unterschiedlicher kultureller Perspektiven schaffen und sich für neue Lösungs- und Denkansätze öffnen.
Mehr zum Konzept
Der Beitrag stellt transkulturelle Führungsleistungen ins Zentrum. Das Konzept der Transkulturalität fokussiert sich auf Lernprozesse und Kooperationen zwischen verschiedenen Kulturen. Verbindet man es mit dem Format des Reallabors – also eines experimentellen Umfeldes, in dem alle Betroffenen Ideen und Problemlösungen entwickeln und ausprobieren – wird die Komplexität kultureller Vielfalt zu einer produktiven Arena für kreative Führung als dynamischem Prozess.
Umsetzung
Das Würfelspiel erweitert das Forschungsformat des „Reallabors“ um das Spielen mit Faktoren aus fünf weiteren „Laborsettings“. Durch ein Aufbrechen der einzelnen Projektanordnungen und die systematische Neukombination lassen sich neue Perspektiven finden.
Mehr zur Anwendung
Auf den 6 Würfeln ist je ein transkulturelles Projekt des LEIZ mit 6 inhärenten Fragestellungen abgebildet, die über das Würfeln systematisch-beliebig neu kombiniert werden können. So wird eine kreative Öffnung und Reflektion der Projekte im Sinne eines ideellen Querdenkens ermöglicht. Das spielerische Element der Würfel lädt dazu ein, vorgefertigte Denkmuster über Sinn und Unsinn der Kombinationen beiseite zu legen und sich einfach einmal auf sie einzulassen. Dadurch bietet das Würfelspiel all denjenigen eine Arena für neue Perspektiven, die sich in ihrem eigenen Kontext mit komplexen Fragestellungen beschäftigen und auf der Suche nach kreativen Anstößen und neuen Denkmustern sind.
Manage&More | UnternehmerTUM
Ain’t no mountain high enough |
Mit Kreativität als Führungskompetenz zum erfolgreichen Start-up
Erklärvideo und Daumenkinos
Entwickelt von Dr. Claudia Liebethal & Studenten im Programm Manage&More an der UnternehmerTUM München
Leitgedanke
Gute Führung im Kontext unternehmerischen Denkens und Handelns basiert auf drei Kreativitätsebenen.
Mehr zum Konzept
Der Beitrag stellt die Teamführung ins Zentrum. Zentrale Idee ist die Dreistufigkeit von Kreativität als Führungskompetenz im Rahmen von Unternehmensgründungen:
- Visionen kreieren / kommunizieren – Ebene der Unternehmensführung
- Raum schaffen für Kreativität – Ebene der Teamführung
- Eigene Kreativität der Führungskraft – Ebene der Selbstführung
Umsetzung
Der Film erzählt mit der Metapher einer Bergtour, wie Kreativität bei der Start-up-Gründung auf drei Ebenen zur Wirkung kommt. Ergänzend zum Film gibt es eine analoge Maßnahme »für die Hosentasche«: drei Daumenkinos, anhand derer man die drei Stufen spielerisch durchlaufen kann.
Mehr zur Anwendung
Eine Führungskraft und ihr Team müssen gemeinsam einen Berg erklimmen. Die Führungskraft kreiert die Vision für den Unternehmenserfolg (Berggipfel als Ziel), setzt einen Rahmen für das Team und ermöglicht ihm so die Entfaltung seiner kreativen Kräfte (Bergführer in Beachtung der Ressourcen der Geführten). In kritischen Situationen sucht und findet die Führungskraft eine Lösung oder unterstützt kreativ durch ihre eigenen Ressourcen (Pfadfinder und Wegbereiter). So erreichen Führungskraft und Team gemeinsam das Ziel.
EFSC | Erich Fromm Study Center an der IPU Berlin
Me: myself & you? | Beziehungsarbeit sichtbar machen
Facettenspiegel
Entwickelt von Prof. Dr. Thomas Kühn & Studenten im Master „Leadership und Beratung“ der IPU Berlin: Urs Johnen, Christoph Möller, Daniel Schmökel, Sabine Rozmann
Leitgedanke
Gute Führung setzt einen Zugang zu kreativen Handlungs- und Transformationsprozessen voraus. Hier: sich in die Perspektive des anderen zu versetzen und sich auf einen anderen Standpunkt einlassen zu können.
Mehr zum Konzept
Der Beitrag stellt die zwischenmenschlichen Beziehungen ins Zentrum. Führungskräfte haben es stets mit Menschen zu tun. Während alltäglich Herausforderungen auf Sachebene bearbeitet werden, spielen sich die eigentlichen Dynamiken und Konflikte fast immer auf der Beziehungsebene ab. Es ist nötig, immer wieder den Blick auf das Unbewusste, das Unbekannte, das Fremde zu lenken – in uns selbst, bei anderen, in Gruppen und in Organisationen. Kreative Herausforderung ist schließlich der bewusste Umgang mit unbewussten Anteilen. Das vorgestellte Exponat schafft Zugänge für den Beratungsprozess.
Umsetzung
Der durchlässige Facettenspiegel ermöglicht zwei Personen auf spielerische Weise eine Annäherung an den Umgang mit eigenen und fremden Anteilen in Beziehungskonstellationen – einen Aushandlungsprozess über Nähe und Distanz.
Mehr zur Anwendung
Zwei Personen setzen sich auf die beiden Stühle, den Spiegel zwischen sich, und schauen „sich“ an. Innerhalb der nächsten 3 Minuten schildern sie ihre Wahrnehmung in Stichworten auf bereitliegenden Blättern.
Fragen zur Reflexion: Was ist passiert? Wie haben Sie sich gefühlt? Wie haben Sie Ihr Gegenüber und sich selbst wahrgenommen? Hat sich Ihre Wahrnehmung im Verlauf geändert?
Der Zufall als Chance
Würfelspiel
Entwickelt von Prof. Dr. Thomas Kühn & Studenten im Master „Leadership und Beratung“ der IPU Berlin: Philipp Hommelsheim, Stefanie Lang, Carmen Scher
Leitgedanke
Gute Führung setzt einen Zugang zu kreativen Handlungs- und Transformationsprozessen voraus. Hier: die Fähigkeit, das eigene Führungsverhalten zu reflektieren und durch andere Optionen zu erweitern.
Mehr zum Konzept
Der Beitrag stellt den Zufall als Reflexionsangebot ins Zentrum. Führungsverhalten ist sowohl durch die eigene Persönlichkeit als auch organisationale Rahmenbedingungen determiniert. Mit der Zeit etablieren und verstetigen sich erfolgversprechende Handlungen zu Routinen. Im Spannungsfeld von Stetigkeit und Wandel stellt sich jedoch immer wieder die Frage, ob Routinen noch angemessen und funktional sind. Hier kann Unvorhergesehenes helfen, alternative Handlungsweisen zu generieren: der Zufall als Chance. Der Beitrag fördert die Auseinandersetzung mit dem eigenen Führungsverhalten zwischen habitualisierten Gewohnheiten und unerschlossenen Möglichkeitsräumen.
Umsetzung
Mit dem Würfelspiel „Der Zufall als Chance“ kann der kreative Umgang mit Unvorhergesehenem geübt werden. Auf den Würfeln findet sich eine (zufällige) Auswahl von Verhaltensweisen in Führungssituationen und eine leere Seite für eigene Präferenzen.
Mehr zur Anwendung
- Stellen Sie sich eine typische Situation in Ihrer Führungsrolle vor.
- Würfeln Sie mit jedem der 7 Würfel und betrachten Sie die Kombination aus Elementen, die Führungsverhalten beeinflussen.
- Was würde die gewürfelte Kombination für Ihre Situation bedeuten?
- Versuchen Sie, Ihr typisches Führungsverhalten mit einer von Ihnen gewürfelten Kombination in Bezug zu setzen. Was ist vertraut, was ist fremd? Was könnten Sie ausprobieren? Was könnte funktionieren?
- Falls Sie eine Kombination würfeln, die zu widersprüchlich auf Sie wirkt, dann drehen Sie die Seiten der Würfel so, dass Sie für Sie passen.
- Schreiben Sie Ihre Gedanken auf und legen sie in die Reflexionsbox.
Führung+Kreativität+Raum
Raummodelle mit Interviews vom Entstehungsprozess
Entwickelt von Prof. Dr. Thomas Kühn & Studenten im Master „Leadership und Beratung“ der IPU Berlin: Jutta Dahm, Benjamin Duhs, Corinna Kennel, Wiebke Stelling
Leitgedanke
Gute Führung setzt einen Zugang zu kreativen Handlungs- und Transformationsprozessen voraus. Hier: die Fähigkeit, sich wandelnde Prozesse, Beziehungen von Personen, Teams und Bereichen sowie Eigenheiten von Strukturen und Bedingungen in Organisationen miteinander in Einklang zu bringen.
Mehr zum Konzept
Der Beitrag rückt die Zusammenhänge von Führung, Kreativität und Raum in einer Organisation am Beispiel einer Wissenschaftseinrichtung ins Zentrum.
Führende Fragen sind
- Wie können Universitäten und Wissenschaftseinrichtungen Kreativität fördern – und welche Rolle spielen dabei die Führungskräfte/Professoren?
- Wie könnten oder müssten die Räume beschaffen sein, um die gemeinsame Kreativität der wissenschaftlich Arbeitenden anzuregen?
- Inwieweit kann eine psychodynamische Perspektive für die Beantwortung dieser Fragen hilfreich sein?
Umsetzung
Fünf Raummodelle bilden die Auseinandersetzung von Führungskräften mit dem Leitgedanken ab. Ergänzt werden sie durch filmische Interviews. Die Rezeption des Beitrags stimuliert eigene Erkenntnisse über die Zusammenhänge von Führung+Kreativität+Raum.
Mehr zur Anwendung
Fünf Personen haben anhand von drei Fragen (siehe Konzept) je ein Raummodell gestaltet. Kernaufgabe war die symbolische Darstellung einer Arbeitsumgebung, die gemeinsame Kreativität fördert. Dabei kamen verschiedene Materialien zum Einsatz, die der Stimulation des Denkens und Sprechens dienten. Wichtige Erkenntnisse aus dem Gestaltungsprozess wurden in filmischen Interviews festhalten. Ausgewählte Zitate der Gesprächspartner geben die prägende Aspekte der Konfrontation mit den Fragen wieder. Sie weisen auf die unterschiedlichen Dimensionen von Führung, Kreativität und Raum hin.
WEIT | Weltethos-Institut Tübingen
Organisierte Pluralität |
Kreative Vielfalt im gemeinsamen Sound
Dokumentarfilm und Grafik
Entwickelt von Prof. Dr. Dr. Ulrich Hemel, Dr. Bernd Villhauer & Mitarbeitern und Studenten des Weltethos-Instituts an der Universität Tübingen
Leitgedanke
Kreativität als Führungskompetenz wird durch Werte bestimmt und inspiriert.
Mehr zum Konzept
Der Beitrag nimmt einen werteorientierten Führungs- und Kreativitätsprozess in Organisationen in den Fokus – am Beispiel des eigenen Instituts. Begleitende Sachfrage für den Prozess war unter anderem: Wie viel Kreativität braucht Führung selbst und wie viel Führung verträgt die Kreativität von Mitarbeitern?
Die These: Wenn gute, kreative Führung angeregt werden soll, dann im Dialog auf Augenhöhe und in aktiver Beschäftigung mit dem gemeinsamen Ziel. Durch die Weltethos-Werte kann kreative Vielfalt im Team organisiert und gefördert werden. So wird ein altmodischer Führungsstil vermieden, bei dem die Mitarbeiter in ihrem individuellen Beitrag nicht gewürdigt werden. Moderne Führung gibt eine Vision vor, bleibt im kreativen Austausch mit den Beteiligten, ermöglicht Partizipation und Mitbestimmung. Wie im Jazz finden so durch kreative Führung einzelne Instrumente zum gemeinsamen Sound.
Umsetzung
Der Film bildet kreative Führung als Prozess des Miteinanders in Vielfalt ab. Er zeigt, dass eine gemeinsame Wertegrundlage Vertrauen und Dialog auf Augenhöhe ermöglicht – und damit auch kreative Potenziale erschließt. Eine Metapher dafür ist die Grafik »Der Schwarm«.
Mehr zur Anwendung
Das Weltethos-Institut hat seinen Führungsprozess filmisch und zeichnerisch begleiten lassen, so dass er nacherlebt werden kann. Die Grafik »Der Schwarm« – ein Ergebnis des Prozesses – veranschaulicht am Flug unterschiedlicher Vögel zum gemeinsamen Ziel hin jenen werteorientierten Führungserfolg, der aus einem stabilen Gefüge an Vertrauen und dem stetigen, kreativen Austausch mit Blick auf das Ziel erwächst.
WZGE | Wittenberg-Zentrum für Globale Ethik
FÜHRUNG + KREATIVITÄT |
Fünf kreative Persönlichkeiten als Führungskräfte
Erklärfilm
Entwickelt von Prof. Dr. Andreas Suchanek, PD Dr. Lisa Schmalzried & Stipendiaten im Doktorandenkolleg „Ethik und gute Unternehmensführung“ am WZGE
Leitgedanke
Kreativität hilft einer Führungskraft, angemessene Ausdrucksformen für Problemstellungen zu finden.
Mehr zum Konzept
Der Beitrag stellt verschiedene Persönlichkeitstypen ins Zentrum. Ziele zu definieren und deren Umsetzung zu begleiten ist eine zentrale Aufgabe von Führung. Diese kann eine Führungskraft nur dann erfüllen, wenn sie hierzu andere mit ins Boot holt. Sie müssen die Problemstellung verstehen und sich für diese begeistern – und das stellt eine Führungskraft oft vor große Herausforderungen, sind Probleme oder Lösungsansätze doch häufig komplex. Die Frage ist, wie es ihr gelingen kann, dass ihr Gegenüber sie versteht und sich für die Aufgabe begeistert? Kreativität ist der Schlüssel.
Umsetzung
Der Film (unveröffentlicht) zeigt fünf verschiedene Persönlichkeitstypen und damit fünf Varianten, wie komplexe Fragestellungen vermittelt werden können. Der Betrachter kann erleben, mit welchen Typen er sich identifiziert, und daraus Anregungen für den eigenen Vermittlungsstil ziehen.
Mehr zur Anwendung
Doktoranden des WZGE zeigen in Ausschnitten ihr Promotionsprojekt – und verkörpern dabei je einen dieser Idealtypen: den Performer, die Analytikerin, den Geschichtenerzähler, den Philosophen und die Lehrerin. Die „gefundenen“ Idealtypen waren Ergebnis eines Wechselspiels zwischen der Persönlichkeit, dem Thema und der gewählten Präsentationsweise. Der kreative Ansatz führte somit automatisch zu einer authentischen Darstellung ihrer Themen.